Wie Windkraft Rotmilane gefährdet und ihre Lebensräume beeinflusst
- Martin Hartmann
- 27. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Wie Windkraft Rotmilane gefährdet und ihre Lebensräume beeinflusst
Hagenow, Parchim, Ludwigslust / Lesedauer: 3 min
Rotmilan und Windkraft: Wie erneuerbare Energien den Lebensraum des Greifvogels beeinflussen und welche Gefahren Windräder für den Bestand der Tiere bergen.
Veröffentlicht:21.08.2025, 14:00 - Von: Silke Roß
Der Rotmilan ist offenbar ein „Ossi“, denn zum Brüten bevorzugt er die offenen und strukturierten Landschaften in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Diese Gegenden sind es aber auch, in denen aktuell der Ausbau von erneuerbaren Energien vorangetrieben wird - mit mehr oder weniger kritischen Folgen für die dort lebenden Tierarten.
Rotmilan gilt als kollisionsgefährdet
Insbesondere der Rotmilan wird daher von Windkraftgegnern wie auch -befürwortern gerne genutzt, um die eigenen Argumente zu verstärken. Dabei zeigen bisherige Erkenntnisse, dass der Rotmilan grundsätzlich sehr anpassungsfähig sei, er aber eine bestimmte Landschaftsstruktur brauche, um seine aus Aas und Kleintieren bestehende Nahrung zu finden.
Ein junger Rotmilan auf dem NestBild vergrößern
Ein junger Rotmilan auf dem Nest (Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa)
Dennoch hat der Greifvogel ein Problem mit Windrädern. Von diesen fühlten sich nämlich manche Exemplare nach Angaben von Naturschützern derartig gestört, dass sie ihre Brutplätze aufgeben, wenn die Windräder zu nahe kommen. Das wiederum ist aber deswegen ein Problem, weil nahezu die Hälfte der weltweiten Population in Deutschland, und dort mit Vorliebe im Nordosten, brütet.
Rotmilane verbringen, insbesondere in der Brutzeit, mehr als ein Drittel ihrer Flugzeit in Höhen der Rotoren moderner Windenergieanlagen und damit in potenziell kollisionsrelevanten Höhen. Sie sind daher im Hinblick auf Genehmigungsverfahren für Windanlagen als kollisionsgefährdet eingestuft. Insofern kann der Abstand zu Rotmilan-Lebensräumen durchaus entscheidend für die Genehmigung oder Ablehnung einer Windanlage sein.
Europäisches Projekt erforscht Sterblichkeit
Um das arttypische Verhalten der Vögel, sowie die Entwicklung des Rotmilan-Bestands zu erforschen und herauszufinden, wovon dieser am stärksten bedroht ist, gibt es das europaweite Projekt Life Eurokite. Das läuft noch bis 2027 und untersucht mithilfe von rund 3000 besenderten Rotmilanen deren Flugrouten, Brut- und Lebensräume, sowie die Sterblichkeit der Tiere.
Windräder mit einer Höhe von bis zu 200 Metern drehen sich in einem Windpark östlich von Parchim.Bild vergrößern
Windräder mit einer Höhe von bis zu 200 Metern drehen sich in einem Windpark östlich von Parchim. (Foto: Jens Büttner/dpa)
Bei der Vorstellung der Zwischenergebnisse der Studie zeigte sich, dass die Kollision mit Windanlagen rund acht Prozent der Sterblichkeit ausmache. Im Straßen- und Schienenverkehr sterben etwa 22 Prozent der Tiere.
Daraus ließe sich allerdings nicht ableiten, dass Windräder keine Gefahr für den Rotmilanbestand darstellten, heißt es vom Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende (KNE). Es sei entscheidend, die Ergebnisse nicht isoliert zu betrachten, sondern im Zusammenhang mit der gesamten Studie – inklusive dokumentierter Daten und Methodik – zu analysieren.
Visuelle und akustische Störwirkungen
Der Windausbau bringe nämlich nicht nur die Gefahr von Kollisionen mit sich, sondern auch andere Faktoren, die den Rotmilan gefährden. „Von den Errichtungsarbeiten, den Anlagen an sich, aber auch vom Betrieb von Windenergieanlagen können visuelle oder akustische Störwirkungen ausgehen, die dazu führen, dass Tierarten die Umgebung der Anlagen meiden“, heißt es von der KNE.
Kettenacker
Dies könne zu einer Entwertung beziehungsweise zu Verlusten von Lebensräumen führen. Ferner könnten beim Bau der Anlagen Fortpflanzungs- und Ruhestätten von besonders geschützten Arten beschädigt oder zerstört werden. Dies gelte insbesondere bei Windenergievorhaben an Waldstandorten, wenn hierbei Horst- oder Höhlenbäume gefällt würden.
Erfahrungen mit bereits bestehenden Windenergieanlagen zeigten aber auch, dass nicht alle Rotmilane sich von den Rädern stören ließen, daher müsse an dieser Stelle weiter geforscht werden, heißt es von verschiedenen Fachleuten.



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