Mehrheit der Einwohner steht dem Windpark skeptisch gegenüber
- Martin Hartmann
- 25. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Wiliberg«Mehrheit der Einwohnenden steht dem Windpark skeptisch gegenüber»: Luzerner Projekt beeinträchtigt Aargauer Gemeinde
Die Bevölkerung von Wiliberg wünscht sich mehr Informationen über den geplanten Windpark in der Nachbargemeinde Wikon. Der Gemeinderat nimmt dieses Anliegen ernst.

Neu informiert der Gemeinderat Wiliberg auf der Gemeindewebsite mit einer extra aufgeschalteten Plattform über das Bürgerwindparkprojekt in Wikon LU. «Ausschlaggebend dafür war die Wintergmeind vom letzten November», sagt Gemeindeammann Patric Jakob. Damals sei aus der Bevölkerung der ausdrückliche Wunsch gekommen, dass der Gemeinderat im Hinblick auf das Projekt eine aktivere Rolle einnehmen und die Einwohnenden informieren soll.
Auf der Wiliberger Website gibt es nun eine Zusammenfassung des aktuellen Projektstandes. Ausserdem sind verschiedene Infoseiten verlinkt, von Gesetzesvorlagen von Bund und Kanton über Befürworter bis zu Gegnern.
Federführend beim Projekt in Wikon ist die Windenergie Schweiz AG. Im letzten Frühling hat die Wiggertaler Gemeinde mit dem Unternehmen eine Absichtserklärung unterzeichnet. Darin wurde etwa festgelegt, dass der Sitz der Bürgerwindparkgesellschaft in Wikon liegen soll, dass die Gemeinde Anteilseigentümerin werden darf und Einwohnende Aktien am Windpark erwerben können. Das ist ein Punkt, der das Bürgerwindparkprojekt speziell macht: Das Ziel ist, dass sich die umliegenden Gemeinden und deren Bevölkerung direkt am Projekt beteiligen und vom Ertrag profitieren können. Die genaue Anzahl und die Standorte der Windräder sind bis jetzt noch nicht bekannt.
Thema könnte die Bevölkerung spalten
Im Herbst hat die Windenergie Schweiz AG die Messungen gestartet; sie sollen rund ein Jahr dauern. Ausserdem ist eine Umweltverträglichkeitsprüfung geplant, dabei sollen die Auswirkungen auf Vögel, Fledermäuse und Wildtiere sowie der Schattenwurf untersucht werden. Im Oktober 2024 hiess es von Seiten der Windenergie Schweiz AG, dass vier Bereiche im Gebiet «Riedwald/Buechwald» geprüft werden. Der Verband Freie Landschaft Schweiz, der sich schweizweit vehement gegen «industrielle Windkraftanlagen» einsetzt, hat darauf basierend erste Visualisierungen erstellt.
Damit würden die Windräder weit weg vom Ortszentrum von Wikon zu liegen kommen, aber der Wiliberger Bevölkerung fast vor die Nase gestellt. «Es beeinflusst uns mehr als die Gemeinde Wikon. Wiliberg liegt auf einer ähnlichen Höhe wie die geplanten Windräder», sagt Jakob.
Bei einer ersten Infoveranstaltung habe sich gezeigt, dass die Mehrheit der Einwohnenden von Wiliberg gegen das Projekt sei, erklärt er. Die Gegner befürchten sinkende Immobilienpreise und gesundheitliche Auswirkungen durch Schallwellen, die von den Windrädern kommen. Es gebe wiederum aber auch Leute, die am Windpark interessiert seien und dem Vorhaben positiv gegenüberstehen. Das Thema könne die Bevölkerung spalten, stellt der Gemeindeammann fest. «Bisher habe ich aber nur faire Diskussionen erlebt, man geht respektvoll aufeinander zu.»
«An einer fairen Verteilung der Gelder interessiert»
Weil der Windpark auf Luzerner Boden geplant ist und der Nachbarkanton im November 2024 eine Vorlage zur Beschleunigung der Windenergie angenommen hat, gibt es für die Wiliberger Bevölkerung wenig Mittel, um offiziell gegen den geplanten Windpark vorzugehen. «Wenn ein Unternehmen Windkraftprojekte an mehreren Standorten plant, kann ein grosser Widerstand eventuell ein Umlenken bewirken, sodass nicht an allen Standorten Windräder errichtet werden», sagt Jakob und nennt das gescheiterte Vorhaben zwischen Kirchleerau und Triengen als Beispiel. Die Centralschweizerische Kraftwerke AG (CKW) hat dort 2016 aus wirtschaftlichen Gründen und nach einem Vorstoss aus der Bevölkerung die Planung gestoppt. Die CKW verfolgt aber an fünf anderen Standorten weiterhin Pläne für Windparks, im Entlebuch konnte ein Windrad bereits 2013 in Betrieb genommen werden.
Aktuell hat sich der Gemeinderat von Wiliberg der Informationsbeschaffung verschrieben. Das Gremium hat zum Projekt aber auch eine Tendenz. Jakob sagt: «In erster Linie vertritt der Gemeinderat die Bevölkerung. Und die Mehrheit der Einwohnenden steht dem Windpark skeptisch gegenüber.»
Ob die Gemeinde allenfalls Aktien des Windparks erwerben will, hat man im Gemeinderat noch nicht besprochen. «Wir sind aber an einer fairen Verteilung der Entschädigungen interessiert», so Jakob. Es sollen nicht nur die Grundeigentümer, auf deren Boden die Windräder zu stehen kommen, finanziell profitieren können, sondern auch die Einwohnenden von Wiliberg, welche allenfalls die Nachteile des Windparks tragen müssten, erklärt der Ammann. Diese Entschädigungen stehen nicht im Zusammenhang mit allfälligen Aktienbeteiligungen.



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